In der heutigen digitalen Arbeitswelt spielt die Online-Reputation eines Unternehmens eine entscheidende Rolle. Plattformen wie Kununu geben Arbeitnehmern die Möglichkeit, anonym Bewertungen abzugeben, doch nicht alle Einträge entsprechen der Wahrheit. Für Unternehmen kann dies schnell zu einem erheblichen Reputationsschaden führen. Viele Arbeitgeber stehen daher vor der Frage: Kann ich eine Kununu Rezension entfernen lassen? Die Antwort lautet: ja – aber nur mit einer klaren juristischen Strategie.
1. Warum Kununu-Bewertungen kritisch sind
Kununu-Bewertungen haben direkten Einfluss auf:
- Employer Branding: Potenzielle Bewerber orientieren sich an den Bewertungen, bevor sie sich für ein Unternehmen entscheiden.
- Mitarbeiterbindung: Negative oder falsche Bewertungen können bestehende Mitarbeiter verunsichern.
- Öffentliche Wahrnehmung: Geschäftspartner und Kunden lesen ebenfalls Bewertungen und bilden sich daraus ein Bild vom Unternehmen.
Problematisch wird es, wenn Bewertungen falsche Tatsachenbehauptungen enthalten, manipulativ formuliert sind oder gezielt darauf abzielen, dem Unternehmen zu schaden. In solchen Fällen ist das Recht des Arbeitgebers auf Schutz der Unternehmenspersönlichkeit (§ 823 BGB analog) und auf strafrechtlichen Schutz (§§ 186, 187 StGB) relevant.
2. Aktuelle Rechtsgrundlage: Das OLG-Hamburg-Urteil 2024
Ein entscheidender Meilenstein für Arbeitgeber war der Beschluss des Hanseatischen Oberlandesgerichts Hamburg vom 08. Februar 2024 (Az. 7 W 11/24), erstritten von SterneAdvo, vertreten durch Rechtsanwalt Jan Meyer.
Die Kernpunkte des Urteils:
- Plattformen wie Kununu müssen bei berechtigtem Verdacht eine echte Identitätsprüfung des Autors durchführen.
- Plattformen sind verpflichtet, relevante Informationen offenzulegen, wenn ein Verdacht auf falsche Tatsachenbehauptungen oder gezielte Rufschädigung besteht.
- Arbeitgeber können auf dieser Grundlage eine Kununu Bewertung entfernen lassen und in vielen Fällen den Autor identifizieren.
Dieses Urteil verschiebt die Machtbalance zugunsten der Unternehmen und bietet erstmals rechtliche Durchsetzungsmöglichkeiten gegen anonyme Bewertungen.
3. Welche Kununu-Bewertungen sind rechtswidrig?
Nicht jede negative Bewertung ist automatisch rechtswidrig. Zulässig sind subjektive Meinungen und Kritik. Rechtswidrig sind jedoch:
- Falsche Tatsachenbehauptungen: z. B. unbezahlte Überstunden, die nicht zutreffen.
- Manipulative Bewertungen: bewusst irreführende Darstellungen.
- Bewertungen durch unbefugte Personen: z. B. ehemalige Bewerber, die nie angestellt waren.
- Rufschädigende Äußerungen: persönliche Angriffe auf Geschäftsführung oder Mitarbeiter ohne Tatsachengrundlage.
Nur Bewertungen, die rechtswidrig sind, können mit Erfolg entfernt werden.
4. Schritt-für-Schritt: Kununu Bewertung entfernen lassen
Schritt 1: Analyse
Die Bewertung wird sorgfältig geprüft: Tatsachenbehauptung oder Meinung, Rechtswidrigkeit, mögliche Risiken.
Schritt 2: Juristische Einordnung
Die Inhalte werden nach Persönlichkeitsrecht und Strafrecht bewertet. Es wird ermittelt, ob die Bewertung eine Unterlassung oder Löschung rechtfertigt.
Schritt 3: Beschwerde bei Kununu
Die Plattform wird formal und juristisch korrekt zur Löschung aufgefordert. Bezug auf das OLG-Hamburg-Urteil erhöht die Erfolgschancen erheblich.
Schritt 4: Durchsetzung
Kommt Kununu der Aufforderung nicht nach, kann gerichtlich vorgegangen werden. Dabei werden Unterlassungs- und Löschungsansprüche geltend gemacht.
Schritt 5: Dokumentation
Screenshots, Zeitstempel und Kommunikation werden gesichert. Dies dient als Nachweis für weitere rechtliche Schritte und als Prävention.
5. Fehlerquellen vermeiden
- Eigenmächtige Kommunikation: Unprofessionelles Vorgehen kann die Erfolgschancen mindern.
- Falsche Argumentation: Die Abgrenzung von Meinung und Tatsachenbehauptung muss juristisch sauber sein.
- Fehlendes Monitoring: Spät entdeckte Bewertungen verursachen größeren Schaden.
Tipp: Eine auf Kununu spezialisierte Kanzlei (bspw. SterneAdvo) erhöht die Chancen, Kununu Bewertungen entfernen lassen zu können, erheblich.
6. Langfristige Strategie
Unternehmen sollten präventiv handeln:
- Kontinuierliches Monitoring von Kununu-Bewertungen
- Frühzeitige juristische Intervention
- Implementierung eines Schutzsystems gegen Diffamierung (bspw. Rufmord-Schutzbrief)
- Schulung der HR-Abteilung zum Umgang mit Online-Bewertungen
Fazit
Rechtswidrige Kununu-Bewertungen müssen nicht hingenommen werden. Unternehmen haben heute die Möglichkeit, Kununu Rezensionen entfernen zu lassen und ihre Reputation effektiv zu schützen. Der Schlüssel ist ein strukturiertes, juristisch fundiertes Vorgehen – von der Analyse über die Plattformintervention bis hin zur gerichtlichen Durchsetzung. Mit professioneller Unterstützung können Arbeitgeber ihre digitale Reputation sichern, Risiken minimieren und langfristig Vertrauen bei Bewerbern und Geschäftspartnern aufrechterhalten.